Sächsisches Innenministerium legte neuen
Katalog mit denkmalgeschützten Bauten vor

Per Katalog Investoren für Herrenhäuser in Wäldgen und Lossa gesucht


Muldental. Die Staatsregierung sucht weiterhin für sächsische Kulturdenkmäler Investoren und gab deshalb einen neuen Katalog .   denkmalgeschützter Bauwerke mit 241 Objekten heraus. Die Publikation, die vom Innenministerium in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde erarbeitet wurde, stellt ausgewählte Architektur vom einfachen Bauernhaus bis zum opulenten Schloß zusammen.
Das Bemerkenswerteste an der Alten Schäferei in Kühnitzsch: Die Scheune ist vom Sockel bis zur Traufe aus einheimischem Bruchstein. Mit Fledermausgauben und den beiden großen Scheunentoren ist das Gebäude ein gutes  Beispiel, ländlicher Bauweise. Im Innern läßt sich noch heute die Gliederung in zwei Tennen und drei Bansen, Stroh- und Getreidelager, nachvollziehen. Das Gebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählt heute zu den besonders gefährdeten Kulturdenkmalen im Freistaat Sachsen und ist auch in den neuesten Katalog aufgenommen.
Initiative zur Rettung von Kulturdenkmälern
„Wir setzen damit die Initiative zur Rettung besonders  gefährdeter  Kulturdenkmale fort", betonte Anita Lausecker. Die Sprecherin des Innenministeriums verwies in diesem Zusammenhang darauf, daß das Ministerium seit 1994 Kataloge mit einer kurzen Beschreibung der Objekte herausgebe. Die Bauwerke seien von Denkmalschutzexperten vor allem nach dem Grad ihrer Gefährdung ausgewählt worden. Mehr als ein Drittel von 600 Baudenkmalen hätten so einen neuen Eigentümer gefunden. Als nunmehr vierte Ausgabe, von drei Bänden inzwischen auf eine Zusammenfassung reduziert, liegt die Publikation inzwischen beim Buchhandel vor.
Hilfreiche Veröffentlichung im ganzen Bundesgebiet
Im Muldentalkreis weckt das Kompendium in Text und Bild nicht nur für die Alte Schäferei, sondern auch für die Herrenhäuser in Burkartshain, Wäldgen und Lossa, das Torhaus in Colditz und ländliche Bauten in Kühnitzsch, Meltewitz sowie Großbardau Interesse.
Der Thallwitzer Bürgermeister Kurt Schwuchow begrüßt, daß der Katalog neu aufgelegt wurde und bundesweit Kulturdenkmale veröffentlicht, für die noch „Unternehmen gesucht werden, die Geld bewegen wollen und können". Für das darin erwähnte Herrenhaus in Lossa gebe es nach wie vor Bewerber, aber die meisten kämen nicht wieder. „Da stecken Fördermittel der deutschen Stiftung Denkmalschutz drin, die müssen zurückgezahlt werden", weiß der Bürgermeister. Das schrecke ab.
Jörg Grundig, Bürgermeister von Kühren-Burkartshain, nennt die Kataloge schlicht „Geldverschwendung". Bisher habe die bundesweite   Veröffentlichung nicht mal in Wäldgen zum Erfolg geführt. Dabei wäre gerade das Herrenhaus dafür prädestiniert gewesen. „Bei solchen Veröffentlichungen werden nur die Sahnestücke rausgepickt, und die kann man auch anders vermarkten", bemängelt Grundig.
Am besten wäre es gewesen, wenn die Treuhand die Entscheidungsbefugnis über die Objekte in die Hände der Gemeinden gelegt hätte. „Die Treuhand geht viel zu sehr mit Profitdenken ran. Da kann man das Ganze vergessen", ist sich Grundig sicher. Überall dort, wo die Gemeinden das Sagen hatten, sei relativ schnell etwas passiert, betont Grundig und führt als Beispiel das Rittergut Mühlbach an.
Gut Nitzschka wird von Verein erhalten
Die neueste Veröffentlichung des Innenministeriums benennt auch das Gutsgebäude in Nitzschka, das längst vom Verein für umweltbewußtes und soziales Handeln erworben wurde. Als stellvertretender Vereinsvorsitzender weist Grundig darauf hin, daß der Bau schrittweise auf ABM-Basis erhalten werden soll. „Die Gemeinde wollte sich diese Last nicht aufladen. Als Verein hat man günstigere Möglichkeiten, Fördermittel einzubeziehen", begründet Grundig die Lösung des Gutes aus Gemeindebesitz. Ingrid Leps

Das Rittergutsgebäude in Nitzschka wurde vom Verein für umweltbewußtes und soziales Handeln erworben. Foto: Klaus Peschel LVZ 08.03.1999